Jakobs Bruder

jakob


Daniel Walta (Germany 2007)

96 min

Deutsch; Subtitles: English

SALU/DVD/JAK/SF


Trailer


Filmkritik:


Zornige Menschen bevölkern Daniel Waltas tragikomische Roadmovie-Ballade, an deren Ende eine berührende Familienzusammenführung steht, die den Publikumspreis in Lünen gewann.

Jakobs jüngerer Bruder heißt Lorenz (führt die namhafte Besetzung an: "Stromberg"-Chefschreck Christoph Maria Herbst) und hat mit ihm wenig gemein. Der jugendlich gebliebene Moderator einer Trash-TV-Shop-Sendung gilt als Finanzsorgenkind und Familientaugenichts, Jakob ("Tatort"-Kommissar Klaus J. Behrendt) hingegen ist ein erfolgreicher, wenngleich bärbeißiger Sternekoch, der es zu Wohlstand gebracht hat. Ihn sucht Lorenz mit einer dringenden Bitte auf - zur eigenen Mutter Anna (Hannelore Elsner) zurückzukehren, zu der Jakob vor Jahrzehnten den Kontakt abgebrochen hat: An ihr wurde Alzheimer diagnostiziert. Die Rückfahrt mit der minderjährigen, von daheim ausgerissenen Tramperin Lara (Sophie Rogall als kleene Punkerin so rebellisch wie in "Delphinsommer") im Gepäck endet nach einer testosteronbedingten Irrfahrt mit Motorschaden in der norddeutschen Einöde, wo sich das ungleiche Brüderpaar ausgiebig und handgreiflich zofft.

Allgemein sind die Menschen in Daniel Waltas überzeugendem Debüt weitestgehend schlecht gelaunt und auf Streit aus. Das umfangreiche Figurenarsenal des erweiterten Familienkreises fristet sein Dasein oft im emotionalen Niemandsland mangelnder Nestwärme. Den ruppigen Umgang konterkariert Walta mit unbefangenem Schmunzel-Humor bis hin zur Loser-Komödie über Zu-kurz-Gekommene, denen das Glück nie hold war. Doch die Streitsüchtigen lernen nur auf die harte Tour ihre Erfahrungen von Verlust, Trennung und Krankheit zu verarbeiten. Langsam brechen die Fronten auf und als nicht nur die Brüder über die Fehler sprechen, die sie in ihrem Leben begangen haben, wird sowohl das Kriegsbeil begraben, als auch eine emotional ergiebige Familienzusammenführung erlangt, zu der auch manche Parallele in der Biografie der Beteiligten beiträgt. Das bewegt, auch weil die letztlich entschieden Dinge anders liegen, als es zunächst scheint. tk.
(http://www.kino.de/kinofilm/jakobs-bruder/99301)

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© H. Werner Hess 2011