Volkan Ölmez aus Frankfurt

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Die Mütze trägt Volkan tief in die Stirn gezogen, die große Jacke verschluckt den schlaksigen Jungenkörper. Cool. So, als wäre der 19-Jährige geradewegs einem Hiphop-Clip entsprungen, vielleicht einem der "3. Generation". So heißt die Gruppe, die mit "Leb' - so wie du dich fühlst" vor kurzem ganz oben in den deutschen Charts war. Zur dritten Generation gehört Volkan selbst, zur dritten Generation türkischer Zuwanderer in Deutschland. "Leb' - so wie du dich fühlst". Und wie fühlt sich Volkan? "In Deutschland fühle ich mich deutsch, in der Türkei türkisch", sagt er. Dann zögert er kurz, "aber eigentlich schon mehr deutsch." Und seine Sprache hat dabei den weichen hessischen Zungenschlag, denn Volkan lebt in der Nähe von Frankfurt am Main, der deutschen Stadt mit dem prozentual höchsten Ausländeranteil. Fast jeder dritte hat hier keinen deutschen Pass. Volkan ist hier geboren, hier aufgewachsen. Die Türkei kennt er vom Urlaub, jeden Sommer fährt er mit den Eltern und den beiden Geschwistern nach Ardan, ein Dorf an der Grenze zu Georgien, aus dem die Familie Ölmez stammt. Nach dem Hauptschulabschluss vor zwei Jahren verbrachte Volkan auch mal ein paar Monate in der Türkei. "Ich kenne beide Seiten, ich verstehe beide Seiten", sagt er. Aber leben möchte er in Deutschland. Da wird er ganz ernst: das Rechts-, Sozial- und Gesundheitssystem hier schätze er. Außerdem hat er in diesem Jahr die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt. "Wenn du hier lebst und nicht wählen kannst, das geht doch nicht." Dass er sich ab und an "blöde Bemerkungen über Ausländer" anhören muss, stört ihn vielleicht, aber er lässt es sich nicht anmerken. Wenn einer sagt "Geh doch heim", dem antwortet er: "Jaja, ich gehe morgen". Volkan lacht. Er weiß, dass er in Deutschland zu Hause ist.
Seine Mutter Keziban, sein 16-jähriger Bruder Güney und die 12-jährige Schwester Gülcan wollen demnächst auch "offiziell" Deutsche sein. Die Anträge laufen. Nur Ali, der Vater, konnte sich bisher dazu nicht entscheiden. Keziban, 38, lebt in Deutschland, seit sie zwölf Jahre alt ist. Ganz typisch für ihre "zweite Generation": ihr Vater kam mit den ersten türkischen "Gastarbeitern" Mitte der 60er Jahre, arbeitete auf dem Bau, versorgte die Familie in der Türkei, bis er 1974, als der Familiennachzug möglich war, seine Frau und Keziban holen konnte. Keziban konnte kein Wort Deutsch, als sie in die Schule kam. Harte Jahre. Heute spricht sie mit ihren Kindern mal Deutsch, mal Türkisch, ganz selbstverständlich. Untereinander reden ihre Kinder ohnehin meist Deutsch.
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  1. Volkan fühlt sich mehr deutsch als türkisch.

    1.   Richtig
    2.   Falsch

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