Personen:
Jacob Grimm
Wilhelm Grimm
Ort und Zeit: Das Stück spielt in Kassel, Göttingen und Berlin 1824-2001 [...]
2. Szene
Die Brüder setzen sich an ihre Schreibtische und arbeiten. Jacob: Ein Tee wäre gut.
Wilhelm: Wer macht ihn?
Jacob: Einer muss heiraten.
Wilhelm: Also ich nicht.
Jacob: Etwa ich ?
Wilhelm: Warum nicht?
Jacob: Ich nicht.
Wilhelm: Dann verschieben wir eben wie immer das Thema.
Sie schreiben.
Jacob: Ein Tee wäre gut.
Wilhelm: Wer macht ihn?
Jacob: Warum musste unsere Schwester auch heiraten? Es hatte alles seine Ordnung. Jetzt werden wir ständig aus der Ruhe der Arbeit gerissen..
Wilhelm: Dann trinken wir eben keinen.
Jacob: Das muss man doch verstehen! Um geistig arbeiten zu können, muss man das Leben ausklammern. Sonst macht es einen fertig.
Er beugt sich dicht über das Papier.[...]
Wilhelm: Du hast am Totenbett Vater versprochen, die Familie zu erhalten. Also tu es.
Jacob: Ich kümmere mich ja sonst um alles.
Wilhelm: Als täte ich nichts!
Jacob: Warum kannst du nicht wenigstens das mit dem Heiraten für uns übernehmen?
Wilhelm: Also ich heirate nicht.
Jacob: Ich auch nicht.
Wilhelm: Dann eben nicht.
Jacob: Eben.
Sie arbeiten wieder.
Ein Tee wäre gut.
Wilhelm: Dann mach ihn.
Sie arbeiten wieder.
Jacob: Wir brauchen, ob wir wollen oder nicht, eine Frau. So geht es nicht weiter mit uns.
Wilhelm: Wenn du sie heiratest!
Jacob: Wieso ich?
Wilhelm: Etwa ich?
Jacob: Warum nicht?
Wilhelm: Immer willst du, dass ich heiraten soll.
Jacob: Will ich auch!
Wilhelm: Ich aber nicht!
Jacob: Aber ich!
Wilhelm: Nein! [...]
Jacob: Bruder, so kommen wir nicht weiter.
Wilhelm: Weil du endlich einsehen musst, dass es an dir ist.
Jacob: Warum eigentlich?
Wilhelm: Weil du der Ältere bist.
Jacob: Warum soll auch noch die Heirat an mir hängen bleiben?
Wilhelm: Weil es so ist.
Jacob: Das sehe ich nicht ein.
Wilhelm: Musst du aber.
Jacob: Und wenn ich es nicht einsehen will?
Wilhelm: Hätte ich dich nicht so lieb, ich wäre wütend auf dich.
Sie arbeiten wieder. [...]
Jacob: Wenn einer von uns schon heiraten muss, bleiben wir trotzdem zusammen? Bruder, wir trennen uns nie, ja?
Wilhelm: Niemand hat mich so lieb wie du. Ich heirate.
Jacob: Das würdest du für mich tun?
Wilhelm: Märchen müsste sie lieben.
Jacob: Du würdest dich jetzt doch zur Verfügung stellen? [...]
